Training-Techniken

LST, HST & mehr für höhere Erträge

Warum Training-Techniken?

Mit Training-Techniken formst du deine Pflanzen so, dass sie mehr Licht abbekommen und deutlich höhere Erträge bringen. Statt einer einzelnen Cola entstehen mehrere gleichwertige Blütenstände – das Ergebnis: bis zu 30% mehr Ertrag!

Es gibt zwei Hauptkategorien: Low Stress Training (LST) ohne Schneiden und High Stress Training (HST) mit gezielten Schnitten. Beide haben ihre Vorteile – wir zeigen dir alles.

BILD: Vorher/Nachher Vergleich – untrainierte vs. trainierte Pflanze

(Split-Screen, deutlicher Unterschied in der Struktur sichtbar)

Low Stress Training (LST)

LST ist die sanfteste Methode: Du biegst die Äste vorsichtig nach unten und fixierst sie, ohne etwas abzuschneiden. Perfekt für Anfänger und Autoflowers!

Vorteile von LST

  • Kein Stress für die Pflanze, schnelle Erholung
  • Funktioniert bei allen Strains, auch Autoflowers
  • Bessere Lichtverteilung, mehr Blütenstände
  • Gleichmäßigeres Canopy (Kronendach)

So gehts:

1

Timing ist wichtig

Starte LST, sobald deine Pflanze 4-6 Nodien (Blattpaare) hat und ca. 15-20cm hoch ist. Die Stiele sollten noch flexibel sein, nicht verholzt.

2

Hauptstamm biegen

Biege den Hauptstamm vorsichtig zur Seite (ca. 90°) und fixiere ihn mit Pflanzen-Draht oder weichen Kabelbindern am Topfrand. Nicht zu fest – der Stamm soll nicht knicken!

3

Seitentriebe trainieren

In den nächsten Tagen wachsen die unteren Seitentriebe nach oben. Biege auch diese vorsichtig zur Seite, sodass ein gleichmäßiges, flaches Canopy entsteht.

4

Regelmäßig anpassen

Kontrolliere alle 2-3 Tage und passe die Bindungen an. Die Pflanze wächst weiter nach oben – das ist normal. Ziel ist ein gleichmäßiges, horizontales Wachstum.

Tipp: Verwende weiche Materialien wie Plant-Ties oder gepolsterte Kabelbinder. Harter Draht kann die Stiele beschädigen!

BILD: LST in Aktion – gebogene Pflanze mit Drahtfixierungen

(Von oben fotografiert, gleichmäßiges Canopy erkennbar, Drähte sichtbar)

Topping – Mehr Haupttriebe

Beim Topping schneidest du die Spitze der Hauptcola ab. Klingt brutal? Ist es aber nicht! Die Pflanze reagiert, indem sie zwei neue Haupttriebe bildet. Aus einem werden zwei.

Wann toppen?

Toppe erst, wenn deine Pflanze mindestens 5-6 Nodien hat und gesund aussieht. Zu früh toppen kann die Pflanze stressen.

  • Mindestens 5-6 Nodien vorhanden
  • Pflanze ist gesund und wächst gut
  • Noch in der Wachstumsphase (nicht in Blüte!)
  • Nicht bei Autoflowers empfohlen (zu kurze Veg-Phase)

Topping Schritt-für-Schritt:

1

Werkzeug desinfizieren

Verwende eine scharfe, saubere Schere oder Klinge. Desinfiziere sie mit Alkohol, um Infektionen zu vermeiden.

2

Schnitt setzen

Schneide die oberste Spitze des Haupttriebs ab – direkt über dem 4. oder 5. Nodium. Mache einen sauberen, geraden Schnitt. Die beiden neuen Triebe wachsen aus dem darunterliegenden Nodium.

3

Erholung abwarten

Die Pflanze braucht 3-7 Tage Erholung. In dieser Zeit wachsen die beiden neuen Haupttriebe. Nicht düngen am Tag des Toppings!

4

Mehrfach toppen (optional)

Du kannst die beiden neuen Triebe später nochmal toppen – so entstehen 4, dann 8 Haupttriebe. Das nennt man "Main-Lining".

Wichtig: Topping verlängert die Wachstumsphase um ca. 1 Woche. Plane das bei deinem Zeitplan ein!

BILD: Topping – Schnitt-Stelle und zwei neue Triebe

(Nahaufnahme, Schnittstelle sichtbar, neue Triebe erkennbar)

FIMming – Die Alternative

FIM steht für "Fuck, I Missed" – du schneidest absichtlich nur 75% der Spitze ab, nicht alles. Das Ergebnis? Bis zu 4 neue Triebe statt nur 2!

FIM vs. Topping

Topping: 100% der Spitze ab = 2 neue Triebe
FIMming: 75% der Spitze ab = 4 neue Triebe (manchmal 3-5)
Vorteil: Weniger Stress, mehr Triebe, schnellere Erholung

Tipp: FIM ist perfekt für Anfänger, weil der Schnitt nicht so präzise sein muss wie beim Topping. Selbst wenn du zu viel oder zu wenig schneidest, funktioniert es meist.

Lollipopping – Fokus auf Top-Buds

Beim Lollipopping entfernst du alle unteren Triebe und Blätter, die wenig Licht abbekommen. Die Pflanze konzentriert ihre Energie auf die oberen, starken Blütenstände.

Wann macht das Sinn?

  • Bei dichtem Canopy mit wenig Licht unten
  • Bessere Luftzirkulation, weniger Schimmelgefahr
  • Weniger Popcorn-Buds, mehr dicke Top-Colas
  • Ideal in Kombination mit SCROG oder SOG

So gehts:

Entferne in der frühen Blütephase (Woche 1-2) alle Triebe und großen Blätter im unteren Drittel der Pflanze. Verwende eine saubere Schere und schneide nah am Stamm. Die oberen zwei Drittel bleiben komplett unberührt.

Achtung: Nicht zu spät in der Blüte lollipoppen! Spätestens Woche 2-3, sonst stresst du die Pflanze während der kritischen Blütenbildung.

BILD: Lollipopping – Pflanze mit freiem unteren Bereich

(Seitenansicht, unteres Drittel kahl, obere Blütenstände dicht)

Defoliation – Gezielte Entlaubung

Defoliation bedeutet, strategisch große Fächerblätter zu entfernen, die Blütenstände beschatten. Mehr Licht erreicht die Buds – bessere Entwicklung und höhere Dichte.

Wichtige Regeln

  • 1.Nur gesunde, große Fächerblätter entfernen
  • 2.Maximal 20-30% der Blätter auf einmal
  • 3.Timing: Anfang der Blüte oder Woche 3 der Blüte
  • 4.Nur Blätter, die Buds beschatten – nicht wahllos!

Vorsicht: Blätter sind Solarpanels! Zu viel Defoliation kann das Wachstum stoppen. Sei konservativ, vor allem als Anfänger.

SCROG – Screen of Green

SCROG ist eine fortgeschrittene Technik: Du installierst ein Netz/Gitter über deinen Pflanzen und webst die Triebe horizontal durchs Netz. Ergebnis: extrem gleichmäßiges Canopy und maximale Lichtausnutzung.

Vorteile SCROG

  • +Maximale Erträge bei minimaler Pflanzenzahl
  • +Perfekte Lichtverteilung, keine verschwendeten Lumen
  • +Platzsparend – ideal für kleine Growboxen
  • +Kombination mit LST, Topping & Lollipopping möglich

Setup

Installiere ein Netz (Maschenweite 5x5cm oder 10x10cm) ca. 20-40cm über den Töpfen. Während die Pflanzen wachsen, webst du die Triebe horizontal durchs Netz. Sobald 70-80% des Netzes gefüllt sind, schaltest du auf Blüte um.

Tipp: SCROG braucht Geduld! Rechne mit 2-3 Wochen extra in der Veg-Phase, aber der Ertrag lohnt sich absolut.

BILD: SCROG-Setup mit Netz und gleichmäßigem Canopy

(Von oben, Netz sichtbar, Triebe durch Maschen gewoben)

Super Cropping – Controlled Damage

Super Cropping ist eine HST-Technik für Fortgeschrittene: Du quetschst gezielt Stiele, sodass die inneren Fasern brechen, aber die äußere Haut intakt bleibt. Die Pflanze repariert sich und bildet stärkere, dickere Stiele – plus Stress-Response für mehr Harz.

Nur für Erfahrene!

Super Cropping kann schiefgehen! Wenn du den Stiel komplett brichst oder zu spät in der Blüte machst, kann die Pflanze sterben. Übe erst an weniger wichtigen Trieben.

Technik

Wähle einen Stiel, der noch nicht verholzt ist. Halte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und drücke/drehe vorsichtig, bis du ein leises Knacken spürst. Biege den Stiel dann in die gewünschte Richtung. Die Pflanze bildet einen "Knubbel" an der Stelle – das ist die Reparatur und Verstärkung.

Timing: Super Cropping am besten in der späten Veg oder frühen Blüte (Woche 1-2). Niemals später!

Welche Technik passt zu mir?

Anfänger

Starte mit LST. Einfach, sicher, funktioniert immer – auch bei Autoflowers.

Fortgeschritten

Kombiniere LST + Topping + Lollipopping. Gutes Gleichgewicht zwischen Aufwand und Ertrag.

Experte

Nutze SCROG + Topping + Defoliation + Lollipopping für maximale Erträge. Erfordert Zeit und Erfahrung.

Autoflower-Grower

Nur LST und leichtes Lollipopping. Kein Topping oder aggressives HST – Autos haben keine Zeit zur Erholung!

Häufige Fehler beim Training

  • 1.

    Zu früh oder zu spät

    LST zu früh (vor 4 Nodien) oder Topping zu spät (in Blüte) stresst die Pflanze massiv. Timing ist alles!

  • 2.

    Zu viel auf einmal

    Topping + Defoliation + Super Cropping am selben Tag? Totaler Overkill. Mach eine Technik, warte 5-7 Tage, dann die nächste.

  • 3.

    HST bei Autoflowers

    Autoflowers haben nur 3-4 Wochen Veg – keine Zeit für Topping oder aggressive Techniken. Bleib bei LST!

  • 4.

    Dreckiges Werkzeug

    Beim Schneiden immer desinfizieren! Schmutzige Scheren = Infektionen = tote Pflanzen.

  • 5.

    Ungeduld

    Training braucht Zeit. Deine Veg-Phase verlängert sich um 1-3 Wochen – aber der Ertrag ist es wert. Hab Geduld!

Bereit fürs Training?

Du hast jetzt alle wichtigen Training-Techniken kennengelernt. Starte mit LST, arbeite dich hoch und experimentiere. Jeder Grow wird besser!

Als Nächstes lesen:

  • Blütephase & Ernte – Wann und wie du erntest
  • Schädlinge & Probleme – Erkenne und bekämpfe Probleme
  • Fortgeschrittene Techniken – SOG, Main-Lining & mehr

Training macht den Unterschied

Mit den richtigen Techniken holst du 30-50% mehr Ertrag aus derselben Fläche. Investiere die Zeit – es lohnt sich absolut. Viel Erfolg beim Training!